Günter Winckler zu seinem Bild:
Wie geht es weiter? Unser Europa leidet kollektiv unter der Corona-Pandemie. In der ersten Phase hat uns noch die Angst vor der unbekannten Gefahr, verstärkt durch die Bilder aus anderen Ländern Europas und den USA, und die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Normalität durch einen bald verfügbaren Impfstoff zur kollektiven Vorsicht verholfen.
Die Corona-Bekämpfung und die Eindämmung seiner Folgen ist bisher in Europa eine nationale Angelegenheit. Jedes EU-Land leidet für sich. Jedes verfolgt seine eigene Strategie. Europa scheint es in diesem Zusammenhang nicht mehr zu geben. Unser Nationalstolz scheint im Augenblick darauf reduziert zu sein, wie man besser als andere EU-Länder mit der Corona-Krise fertig wird.
Wir Europäer, die wir gewohnt sind, unser schönes und buntes Europa freizügig zu nutzen, finden uns plötzlich verunsichert an Schlagbäumen wieder. An Grenzen, die nicht nur physisch wieder präsent sind, sondern die auch unser schon vorher nicht sehr ausgeprägtes europäisches Bewusstsein weiter verunsichern.
Die Sicht von Kay Winckler:
Die erste panikartige Reaktion auf die Pandemie in Europa im Frühjahr war peinlich. Jeder war sich selbst der Nächste. Mit Schrecken sahen wir, wie das Virus sich seinen Weg durch die EU bahnte und eine Grenze nach der nächsten plötzlich unüberwindbar war. Dabei taten Europäer*innen jahrelang fast schon so, als gäbe es gar keine Grenzen mehr. Von wegen.
Europa bröckelt ohnehin schon. Ich meine: die Pandemie darf keine weiteren Krater im europäischen Gemeinschaftsgefühl hinterlassen, das wäre fatal für die Zukunft unserer Gemeinschaft.
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Ich habe aber auch gesehen, das sich die Menschen und Staaten in Europa gegenseitig unterstützen und Mut machen und besonders alle lernen, das niemand alleine da durchkommt. Ich bin eher optimistisch, das wir diese harte Prüfung gemeinsam bewältigen und solidarischer und stärker daraus hervorgehen. Wir brauchen natürlich Strukturen und Organisationen, die das konstruktiv begleiten. Künstler*Innen, Gewerkwerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, solidarische Vernetzung ist jetzt sehr wichtig. Wir müssen einander zuhören und auf Augenhöhe fair miteinander zusammenarbeiten und teilen in der Not und im Überfluss.